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25. Januar 2023Kreatives Brainstorming
Es gibt viele verschiedene Brainstorming-Methoden, aber welche ist die Beste für Dich und Dein Team? Egal, ob Du Solopreneur oder Teil eines Teams bist, eine dieser Methoden wird Dir helfen, großartige Ideen zu entwickeln!
Gute Ideen zu entwickeln ist eine der herausforderndsten und kreativsten Aufgaben, der man sich stellen kann. Dafür musst Du aber nicht zwingend als „kreativ“ bekannt sein. Motivation ist der Schlüssel – ohne sie wird auch die bestorganisierte Brainstorming-Session keine guten Ideen hervorbringen. Schaffe eine entspannte Atmosphäre und gib der Session genügend zeitlichen Raum.
Techniken für Deine nächste Session
Da ein Brainstorming bzw. eine Ideenfindung ganz ohne Rahmen nur sehr wenigen Menschen gelingt, wurden Techniken entwickelt, die diesen kreativen Vorgang durch definierte Abläufe und Spielregeln in geordnete Bahnen lenken wollen. Der Erfolg dieser Techniken gibt ihnen recht.
Schauen wir uns also ein paar Techniken an, die Du selbst oder mit Deinem Team ausprobieren kannst.
Mindmapping
Eine beliebte Brainstorming-Technik, die von Einzelpersonen oder Gruppen angewendet werden kann, ist das Mindmapping. Um eine Mindmap zu erstellen, beginnst Du mit einer zentralen Idee in der Mitte eines Blattes Papier und zeichnest dann Zweige von der Mitte aus. Jeder Zweig steht für einen anderen Aspekt der zentralen Idee und Du kannst so viele Details hinzufügen, wie Du möchtest. Diese Technik ist besonders hilfreich, wenn Zusammenhänge wichtig sind und Details ausgearbeitet werden müssen. Es gibt auch genügend digitale Helfer für die Erstellung von Mindmaps.
Mindmaps sind leicht verständlich, ordnen Deine Ideen und Gedanken und sind eine gute Art der Ideendokumentation.
Beispiel: Wir starten mit einer konkreten Produktidee und notieren uns dazu wichtige Features, die für die Kundenakzeptanz wichtig sind. Jedes Feature beleuchten wir nun genauer und notieren uns die einzelnen Funktionen, aus denen ein Feature bestehen muss oder soll. Im weiteren Schritt können wir sogar zu jeder Funktion weitere Informationen hinzufügen, z. B. Attribute, Verhalten, Bilder, Diagramme usw.
In der Gruppe muss darauf geachtet werden, dass Diskussionen genügend Raum gegeben werden und jeder nach seiner Meinung oder Idee gefragt wird. Es passiert leicht, dass hauptsächlich die „lauteste“ Person ihre Ideen einbringt und andere Meinungen untergehen.
Mehr Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Mindmap
Brainwriting
Diese Technik kann ebenfalls solo oder in der Gruppe angewandt werden. Im Gegensatz zum Mindmapping, ist jede Person gezwungen, ihre Ideen niederzuschreiben. Es nimmt also jeder auf das Ergebnis Einfluss.
Man beginnt damit, dass jede Person eine neue Idee auf ein Blatt Papier aufschreibt. Dann werden alle Zettel gesammelt und gemischt. Jede Person nimmt einen Zettel und ergänzt die darauf geschriebene Idee. Diesen Vorgang führt man so lange fort, bis jede Person alle eingebrachten Ideen der anderen Teilnehmer ergänzt hat. Diese Technik eignet sich hervorragend, um schnell viele Ideen zu generieren und auszuarbeiten.
Mehr Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Brainwriting
SCAMPER
SCAMPER steht für
- Substitute (Ersetzen),
- Combine (Kombinieren),
- Adapt (Anpassen),
- Modify (Ändern),
- Put to other uses (anderweitig verwenden),
- Eliminate (Beseitigen) und
- Reverse/Rearrange (Umkehren).
Bei dieser Methode nimmst Du ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung und überlegst Dir, wie Du es oder sie mithilfe des SCAMPER-Frameworks verbessern kannst. Mache Dir zuerst ein umfassendes Bild von diesem Produkt, denn Du solltest mit den Eigenschaften, Funktionen und Eigenarten vertraut sein, bevor Du Dir Gedanken zu möglichen Verbesserungen machst.
Gehe dann die folgende Checkliste durch und notiere zu jedem Punkt mindestens einen Satz oder ein Stichwort.
- Substitute: Kannst Du Komponenten, z. B. Teile, Module, Materialien, Personen, Anwendungen und Prozessschritte ersetzen?
- Combine: Gibt es Features oder Services, die man zusammenfügen/kombinieren kann?
- Adapt: Gibt es ähnliche Funktionen und Lösungen in einem anderen Kontext? Lassen sich diese verwenden und anpassen?
- Modify: Kann eine Eigenschaft, Funktion, Haptik, Geschmack o. ä. verändert werden? Lässt sich damit der Wert des Produkts oder der Dienstleistung steigern?
- Put to other uses: Kann das Produkt anderweitig verwendet werden? Wie würden Personen das Produkt nutzen, die nicht Teil der momentanen Zielgruppe sind? Lässt sich die Zielgruppe eventuell sogar vergrößern?
- Eliminate: Gibt es Potenzial zur Vereinfachung? Können Funktionen oder Eigenschaften entfernt, verkleinert, aufgeteilt werden, ohne den Wert zu mindern? Was ist vielleicht sogar überflüssig?
- Reverse: Kann das Produkt für etwas Gegensätzliches genutzt werden, ohne an Wert einzubüßen?
Diese Technik ist besonders hilfreich, um neue Produktideen aus bestehenden Produkten zu entwickeln oder diese zu verbessern. Wie Du siehst, zwingt Dich die Liste zur Beantwortung grundlegender Fragen.
Die Technik eignet sich auch für Gruppen, um mehr Ideen und Anreize aus verschiedenen Blickwinkeln zu bekommen. Auch ist es sicherlich interessant, diese Fragen von direkten Kunden des zu betrachtenden Produkts beantworten zu lassen.
Mehr Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/SCAMPER
Rapid Ideation (Schnelle Ideenfindung)
Rapid Ideation ist eine Brainstorming-Technik, die von Einzelpersonen oder Gruppen angewendet werden kann und viele Ideen in kurzer Zeit verspricht. Es gibt verschiedenste Ausprägungen dieser Technik, die wir hier nicht alle beleuchten wollen. In der einfachsten Variante schreiben alle Teilnehmer in 3 bis 5 Minuten ihre Ideen einzeln auf Post-its und kleben diese anschließend an eine Wand oder auf eine andere Arbeitsfläche. Jede Idee wird kurz durch den Autor vorgestellt und kurze Rückfragen werden direkt beantwortet.
Wichtig ist, dass es nicht um eine direkte Bewertung der Ideen geht. Quantität geht bei dieser Technik über die Qualität. Sammel also so viele Ideen zu unterschiedlichen Aspekten ein wie möglich.
Anschließend kann eine Bewertung stattfinden. Im einfachsten Fall geschieht dies durch ein “Dot Voting”, in dem jeder Teilnehmer den Ideen seine Stimme bzw. einen Punkt vergibt. Jetzt wäre auch die Zeit für eine Diskussion zu verschiedenen Ideen. Diese Technik eignet sich hervorragend, um kreative Blockaden zu überwinden.
Reverse Brainstorming (Kopfstandtechnik)
Es gibt immer wieder Situationen, in denen eine Ideenfindung mit den hier beschriebenen Techniken einfach nicht gelingen will. Eventuell ist dann das Reverse Brainstorming ein Hilfsmittel, diese Blockade zu überwinden! Anstatt Ideen zur Verbesserung von Produkten zu finden, überlegen wir uns, wie wir bekannte oder nicht existente Probleme eines Produkts verschlimmern oder hervorrufen können. Dies mag kontraproduktiv klingen, dieses Vorgehen bringt aber bei näherer Betrachtung tatsächlich Aspekte ans Licht, die man sonst kaum betrachtet. Kehren wir die Ideen zur Verschlechterung um, erhalten wir oft Maßnahmen, die das Produkt verbessern können.
Beispiele für Fragen, die wir uns stellen können:
- Risiken identifizieren: Wie oder wieso könnte das Produkt oder ein Feature beim Kunden scheitern?
- Bei bekannten Problemen: Wie können wir das Problem verschlimmern und begünstigen? Welche Rahmenbedingungen könnten das Problem verstärken?
- Produktstrategie: Welche negativen Aspekte könnte der Markt für unser Produkt hervorbringen? Wieso könnte der Absatz unseres Produkts einbrechen?
- Potenziale identifizieren: Wie könnten Prozesse langsamer und teurer werden? Wie können wir verhindern, dass unser Produkt bekannter wird?
Ob Du oder Ihr Antworten erst auf Post-its aufschreibt und anschließend an die Wand klebt oder ob Ihr Fragen gemeinsam diskutiert und Euch auf eine Antwort einigt, ist nebensächlich. Wichtig ist, dass die Antworten im Anschluss umgekehrt werden – wir betrachten also die gegenteilige Aussage und bewerten, ob diese als Idee zur Verbesserung taugen könnte. Das bedeutet, dass wenn wir das Stoppen sämtlicher Marketingaktivitäten als Verschlimmerung der aktuellen Situation identifiziert haben, eine Verstärkung dieser Aktivitäten sehr wahrscheinlich eine Verbesserung herbeiführen kann.
Mehr Informationen: https://t2informatik.de/wissen-kompakt/reverse-brainstorming/
Round Robin
Diese Technik erinnert etwas an die Technik des Brainwriting, setzt aber im Kontrast dazu nicht auf die Weiterentwicklung einer Idee. Vielmehr werden Ideen als Trigger für neue Ideen genutzt.
Im Idealfall sitzt eine Gruppe von Personen im Kreis oder um einen Tisch herum. Jede Person notiert sich nun eine Idee, z. B. zur Lösung eines bekannten Problems. Hat dies jede Person getan, werden die gerade notierten Ideen an den Nebensitzer weitergegeben. Dieser kann diese jetzt als Inspiration nutzen und daraus wiederum eine neue Idee entwickeln. Diese werden wieder an die nächste Person weiter gegeben.
Dies wiederholt man, bis man das Gefühl hat, genügend Ideen gesammelt zu haben. Duplikate werden anschließend aussortiert und die übrigen Ideen diskutiert und näher erläutert.
Mehr Informationen: https://fourweekmba.com/de/Round-Robin-Brainstorming/
Trittleiter
Das Trittleiter-Brainstorming ist eine gute Technik, um das Problem des „Lautesten“ zu verhindern oder um introvertierte Personen besser in Diskussion einbinden zu können. Nachdem das Thema der Brainstorming-Session erklärt wurde, verlassen bis auf zwei Personen den Raum.
Die Personen, die sich jetzt nicht mehr im Raum befinden, nutzen die Zeit, um eine oder mehrere Ideen für das Thema zu finden. Um viele Blickwinkel auf das Thema einbeziehen zu können, sollte dies jede Person für sich tun.
Die zwei Personen im Raum diskutieren nun ihre eigenen Ideen und rufen dann eine Person in den Raum, die ihrerseits die eigenen Ideen vorstellt und erläutert. Anschließend stellen die vorher schon im Raum befindlichen Personen ihre Ideen vor und es folgt im besten Fall eine Diskussion mit neuen Meinungen.
Dies wiederholt man, bis wieder alle Personen der Gruppe im Raum sind und ihre Ideen vorgestellt haben. Anschließend wird eine Gruppendiskussion angeregt, die eine Ausarbeitung der Ideen als Ziel haben sollte.
Mehr Informationen: https://fourweekmba.com/de/Trittleiter-Technik/
Five Whys (5W)
Ständiges Fragen nach dem „Warum“ erinnert stark an die kindliche Taktik, die Welt zu verstehen. Gleichzeitig ist es eine der einfachsten und wirkungsvollsten Techniken zur Erörterung von Problemen.
Eine Person formuliert ein Problem und eine andere Person stellt die schlichte Frage „Warum oder weshalb ist dies so?“. Die Person, die das Problem formuliert hat, beantwortet die Frage und konkretisiert so das eigentliche Problem. Dies wiederholt man so lange, bis man den Kern des Problems identifiziert hat. „Five“ gilt hierbei als Richtwert. Mitunter sind Probleme nach nur zwei Fragen erörtert oder sie benötigen mehr als fünf Runden der Konkretisierung.
Spoiler, angelehnt an die erwähnte kindliche Taktik: „Darum“ ist keine valide Antwort
Diese Technik kann in 2er-Gruppen durchgeführt werden und ist sehr effektiv. Es können aber auch mehr Personen auf der Fragen- und Antworten-Seite beteiligt werden, wenn dies der Problemlösung dienlich ist.
Mehr Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/5-Why-Methode
Crazy Eight
Ebenfalls auf eine schnelle Ideenfindung abzielende Technik sind die „Crazy Eight“.
Alle Teilnehmer nehmen sich ein Blatt Papier und einen Stift und teilen das Blatt in acht Bereiche bzw. Felder auf, die nacheinander bearbeitet werden. Nun wird ein Timer gestellt und die Teilnehmer haben eine (1) Minute Zeit, um eine erste Idee zu einem vorher vorgestellten Thema zu visualisieren. „Visualisieren“ meint hier genau das: zeichne Deine Idee und nutze Wörter, wenn Du diese nicht visuell umsetzen kannst (aber auch nur dann). Dieser Vorgang wird wiederholt, bis alle acht Felder befüllt sind.
Die zeitliche Einschränkung zwingt die Teilnehmer, sich nicht zu sehr in Gedankensträngen zu verlieren und fördert die Spontanität. Unter Umständen erfordert es etwas Übung, sich auf dieses Format einlassen zu können. Allerdings kommen so oft sehr unkonventionelle Ideen zur Diskussion!
Wichtigste Regel hierbei: Es gibt keine schlechten Ideen!
Abschließend stellt jeder Teilnehmer seine Ideen vor und beantwortet Rückfragen. Man sollte darauf achten, dass die Ideen nicht bis ins kleinste Detail diskutiert werden. Danach bietet sich z. B. ein Dot-Voting an, bei dem jeder Teilnehmer mit einem Klebepunkt o. ä. seine(n) Favoriten wählt.
Mehr Informationen: https://weblog.datenwerk.at/2021/03/16/kreativmethode-crazy-8/
Sechs Hüte
Auch wenn man diese Technik solo anwenden kann, richtig Spaß macht sie in der Gruppe. Ideenfindungen und Problemlösungen werden dann effizient, wenn man unterschiedliche Blickwinkel und Aspekte bedenkt und betrachtet.
Erläutere zu Beginn das Thema, Problem o. ä., zu dem Ihr Euch Gedanken machen wollt. Verteile nun die Rollen. Es müssen natürlich keine Hüte sein, die als Merkmal für unterschiedliche Rollen dienen müssen. Alternativ kann man Tischkarten, Anstecker, Aufkleber etc. verwenden. Du selbst solltest zu Beginn die blaue Rolle einnehmen. Die Rollen werden in der weiteren Erläuterung von Einzelpersonen eingenommen. Es spricht aber nichts dagegen, wenn hinter den Rollen Gruppen von 2 oder mehr Personen stehen.
- Weißer Hut: Diese Person stellt in der Runde den objektiven Analytiker dar, der stets einen neutralen Standpunkt einnimmt und auf Daten, Zahlen und Fakten vertraut
- Roter Hut: Gute Ideen basieren oft auf Emotionalität – deshalb bringt diese Person Ängste, Hoffnungen, Meinungen und Gefühle in die Diskussion ein
- Schwarzer Hut: Jetzt sind Schwarzmaler ausnahmsweise gern gesehen – sie fokussieren sich auf Risiken, Probleme, äußern Bedenken und Ängste und personifizieren somit den kritischen Zweifler
- Gelber Hut: Natürlich darf der Optimist nicht fehlen, der stets auf die positiven Aspekte fokussiert ist und Chancen, Vorteile und Nutzen ins Spiel bringt
- Grüner Hut: Bei einem kreativen Vorgang darf natürlich der Kreative nicht fehlen, der mit seinen Denkanstößen, Alternativen und Impulsen vielleicht auch mal unkonventionelle Richtungen einschlägt
- Blauer Hut: Struktur bringt dieses Organisationstalent mit ein und sichert den eigentlichen Kreativprozess und behält diesen und das große Ganze im Blick
Beginnt die Diskussion jetzt reihum und erläutert Eurer Rolle entsprechend Eure Gedanken, Ideen, Vorschläge etc. Halte diese Informationen auf einem Flipchart, einer Wand oder Papier fest.
Hat sich jeder Teilnehmer entsprechend seiner Rolle geäußert, wechseln die Rollen und damit die Perspektiven der einzelnen Personen. Gebt also den „Hut“ weiter und nehmt die neue Rolle an, die man Euch gibt. Die Diskussionsrunde startet jetzt erneut. Sind die Rollen einmal komplett durch gewechselt worden, kann eine Gruppendiskussion initiiert oder die gesammelten Aspekte begutachtet werden.
Mehr Informationen: https://creately.com/de/usage/sechs-denkende-h%C3%BCte-technik/
Probieren geht über Studieren
Diese Brainstorming-Techniken sind hervorragende Methoden zur Ideenfindung und Problemlösung – wenn auch nicht die einzigen. Eine Suche im Netz gibt Einblick in haufenweise andere Techniken und Möglichkeiten. Nutze sie, um kreative Blockaden zu überwinden, alle Mitglieder Deines Teams einzubeziehen und in kurzer Zeit eine Vielzahl von Ideen zu entwickeln. Probiere sie mal aus! Viel Spaß dabei!
Titelbild: Photo by Brands&People on Unsplash