Methodische Priorisierung mit der MoSCoW-Methode
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23. März 2021Priorisierung: 100-Dollar-Methode und Skala
In unserer Einleitung zu unserem Artikel über die MoSCoW-Methode haben wir bereits auf die Wichtigkeit einer guten Priorisierung von Anforderungen hingewiesen.
Nun möchten wir zwei weitere Methoden vorstellen, die eine Projektplanung erheblich erleichtern können: Die 100-Dollar-Methode und die Priorisierung durch eine Einordnung auf einer Zahlenskala.
Die 100-Dollar-Methode
Die 100-Dollar-Methode eignet sich hervorragend zur Priorisierung eines überschaubaren Anforderungspools mit mehreren oder gar vielen Stakeholdern.
Das Vorgehen ist schnell erklärt: Jeder Stakeholder oder Stimmberechtigte bekommt 100 „Dollar“ bzw. Punkte. Mit diesem limitierten Budget können nun Anforderungen „eingekauft“ werden. Dabei bestimmt der Stakeholder selbst wie viel ihm die Realisierung einer spezifischen Anforderung wert ist. Sind alle Dollar bzw. Punkte ausgegeben steht die Priorisierung des Stakeholders fest. Alle anderen Stakeholder gehen mit ihren Dollar ebenfalls auf Shoppingtour und priorisieren somit die in ihren Augen wichtigen Anforderungen.
Das Ergebnis ist in der Regel eine gut verteilte Prioritätenliste. Durch die Limitierung auf 100 Dollar/Punkte wird zudem eine Priorisierung mit Bedacht forciert. Wichtig hierbei ist, dass Stakeholder aus allen Fachbereichen an dieser Priorisierung mitwirken. Marketingabteilung und IT werden sicherlich unterschiedliche Sichtweisen mit einbringen. Gute Erfahrung hatten wir zum Beispiel bei einem Projekt, in welchem mehr als 5 Fachbereiche eingebunden waren. Die Verteilung der Dollar/Punkte wurde hier nicht von einem vertretungsberechtigten Stakeholder vorgenommen. Vielmehr wurde den Fachbereichen bzw. den Teams diese Aufgabe übertragen. So wurden eine interne Diskussion und Bewertung der einzelnen Themen innerhalb der Bereiche angestoßen, an der jeder teilnehmen konnte. Die Teams selbst haben die Bewertung ebenfalls nach der beschriebenen Methode durchgeführt und das Ergebnis mitgeteilt.
Übrigens lässt sich diese Methode auch gut mit anderen Priorisierungsmethoden kombinieren. Zum Beispiel lassen sich mit Schwellwerten eine Zugehörigkeit zu den unterschiedlichen Kategorien der MoSCoW-Methode veranschaulichen. Beispiel:
- die Anforderung erhält 500 Dollar oder mehr: „Must“
- die Anforderung erhält zwischen 200 und 500 Dollar: „Should“
- die Anforderung erhält zwischen 50 und 200 Dollar: „Could“
- die Anforderung erhält 50 Dollar oder weniger: „Won’t“
Unsere Erfahrung ist, dass diese Methode in Situation sehr gut geeignet ist, in denen man mit vielen Stakeholdern zusammenarbeiten muss und Detaildiskussionen aufgrund dieser hohen Anzahl immens viel Zeit in Anspruch nehmen würde.
Wichtig ist, dass die Ergebnisse nicht in Stein gemeißelt sind. Es sollte Raum für Feinjustierungen und Folgediskussionen gegeben werden.
Priorisierung auf einer Zahlenskala
Eine weit verbreitete Methode zur Anforderungspriorisierung ist die Einordnung einzelner Themen auf einer Zahlenskala von z.B. 1 (unwichtig) bis 10 (wichtig). Je höher die Zahl desto mehr Gewicht hat diese Anforderung innerhalb des Produkts/Projekts. Im besten Fall wurden Anforderungen tabellarisch erfasst und das „Gewicht“ kann als neue Spalte hinzugefügt werden. Dies stellt eine Filter- und Sortierbarkeit sicher.
Auch wenn diese Art der Bewertung mit die einfachste ist, beobachten wir allerdings auch immer wieder, dass Anforderungen immer sehr stark an der unteren oder oberen Grenze eingeordnet werden. Anforderungen, die sich im Mittelfeld befinden, findet man proportional wenig.
Gründe hierfür sind:
- Zahlen sind abstrakt. Eine Einordung mit z.B. „wichtig“, „nicht wichtig“ ist greifbarer.
- Eine zu große Skala führt zu Unsicherheiten. Die Bewertungen orientieren sich meist an den Rändern und an der Mitte der Skala. Dazwischen findet sich kaum eine Bewertung.
Ein einfaches Mittel, dem entgegenzusteuern ist, die Skala auf z.B. 1 bis 5 zu kürzen. Unsere Erfahrung ist, dass somit Bewertungen einfacher fallen und sich Unsicherheiten auflösen.
Diese Methode birgt aber auch die Gefahr, dass Anforderungen gerne generell als sehr wichtig für das Projekt eingeordnet werden. Es liegt letztendlich an den Projektverantwortlichen die finale Priorisierung zu beurteilen.
Ein Vorteil der Zahlenzuordnung ist, dass dies jeder Stakeholder für sich vornehmen kann. Für ein finales Ergebnis nutzt man dann den gerundeten Durchschnittswert jeder bewerteten Anforderung.
Mache Dir auch hier Gedanken darüber, welche Schwellenwerte für eine Abgrenzung von Anforderungen im Kontext des Projekts gelten sollen! Sehr niedrig bewertete Anforderungen sollten entweder gleich ausgeklammert oder zumindest als Nice-To-Have-Features formuliert werden. Eine transparente Kommunikation mit den Stakeholdern ist hierbei extrem wichtig! Dies vermeidet Unsicherheiten und Enttäuschungen während des Projekts.
Fazit
Betrachten wir die zwei vorgestellten Priorisierungsmethoden, empfehlen wir sehr die 100-Dollar-Methode. Es hat sich gezeigt, dass Stakeholder bei einer begrenzten Anzahl an “Stimmen” eine genauere Beurteilung des Geschäftswerts einer Anforderung vornehmen. Zudem lässt sich die Methode nach eigenem Gusto anpassen und verfeinern.
Die Bewertung mit Zahlen eignet sich vor allem bei einer überschaubaren Menge von Anforderungen und Stakeholdern. Hier muss kaum etwas erklärt werden und die Ergebnisse treffen schneller ein.