Kreatives Brainstorming
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22. Februar 2023Scrum einführen – Häufige Fehler bei der Einführung von Scrum
“Und wie arbeitet ihr in der Software-Entwicklung?”, fragt ein Ingenieur seinen ehemaligen Studienkollegen beim Abendessen. “Wir machen jetzt Scrum”, antwortet er voller Stolz. Hast Du ein Gespräch so in etwa schon einmal gehört? Falls ja, wirst Du sicherlich genau zugehört haben, wie das Gespräch weiter verlief. Doch was heißt eigentlich “Wir machen jetzt Scrum” für ein Unternehmen und warum funktioniert so häufig die Einführung von Scrum nicht gut?
Mit Sicherheit sind Prozesse und insbesondere agile Prozesse in vielen Unternehmen unterschiedlich in Ihrer Ausprägung – und das muss auch so sein, da Unternehmen sowohl in Ihrem Ziel, als auch in ihrer (historischen) Entwicklung ganz unterschiedliche Merkmale besitzen. Als Framework stellt Scrum daher gewisse Randbedingungen, die dann an das jeweilige Unternehmen angepasst und in bestehende Prozesse eingebettet werden können.
Doch wann handelt es sich nicht mehr um Scrum? Welche Fehler und Erfahrungen machen dabei viele Unternehmen, vor allem auch bei der Einführung von Scrum im Unternehmen?
Scrum einführen – häufige Fehler
Scrum ohne Mitarbeiter einführen
Unternehmen hinterfragen sich und ihre Vorgehensweisen in regelmäßigen Abständen. Das liegt vorrangig daran, dass sowohl die Unternehmensvertreter, als auch die Mitarbeiter, gerne auf Ihrem Feld das beste Unternehmen darstellen wollen, das auf dem Markt existiert. Sind andere Unternehmen im gleichen Segment erfolgreicher, wird zügig und intensiv erarbeitet, was die Gründe dafür sind und wie man diesen Vorsprung aufholen kann. Eine Transformation muss her! “Das andere Unternehmen macht Scrum – das will ich auch”. Diese Erkenntnis mag zwar zielführend sein, bringt aber sehr große Veränderungen mit sich. Leider werden dabei häufig die Mitarbeiter nicht stark genug eingebunden. Das äußert sich in der Rollendefinition, die sie zukünftig einnehmen sollen und vor allem darin, dass intern bestehende Prozesse nicht neu gedacht und adaptiert werden. Ein Bruch zwischen klassischer und agiler Welt ist häufig das Resultat. Exakt an dieser Stelle muss ein erfahrener Scrum-Master (oder besser ein Agile Coach) eingebunden werden (siehe Artikel: Warum ein Scrum-Master Prozesse einfordern muss). Mitarbeiter müssen bei einem solch starken Wandel des Unternehmens von vornherein eingebunden werden.
Das Fehlen eines Scrum Master
Ein weiterer Folgefehler in diesem Kontext ist, dass einzelne Rollen bei der Einführung eingespart werden. “Ein Scrum-Master kostet Geld und kann auch vom Product-Owner zeitgleich übernommen werden”, lautet dann die vorherrschende Meinung. Jede Person, die Erfahrungen mit diesem Szenario gemacht hat, wird jedoch zustimmen, dass dies nicht funktioniert. Selbst wenn ein Product-Owner die Fähigkeit mit sich bringt, zusätzlich die Rolle eines Scrum-Masters einzunehmen, hat diese Person weder Zeit noch die Wahrnehmung im Team dafür. Drastischer formuliert: Scrum ohne Scrum-Master ist schlichtweg kein Scrum. Welche Auswirkungen das Fehlen eines Scrum-Masters auf den Erfolg des Unternehmens haben kann, lässt sich ebenfalls im Blogbeitrag “Warum ein Scrum-Master Prozesse einfordern muss” nachlesen.
Agil vs. Wasserfall
Viele klassisch organisierte Unternehmen haben Schwierigkeiten agile Arbeitsweisen einzuführen und die Prozesse zu adaptieren. Dabei spielt die Vorgehensweise in der Organisation eine große Rolle. Personen, die agile Vorgehensmodelle nicht kennen oder verstehen, fallen dabei häufig trotz Coaching durch einen Scrum-Master in bekannte Gewohnheiten zurück. Dies betrifft häufig die Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden. Im klassischen Produktmanagement werden häufig Zeitpläne vorgegeben, die von einem Zieldatum abhängen. Oftmals wird nach der Einführung von Scrum dann versucht, die Schätzungen der Entwickler als Grundlage für einen Zeitplan des Projekts zu nehmen. Es entstehen Meilensteine, Projektpläne und ganze Business-Entscheidungen werden davon abhängig gemacht. Allerdings stellen dann die Schätzungen des Entwicklungsteams höchstens eine groben Umfang dar oder betrachten lediglich die Komplexität der Umsetzung. Die darauf aufgebauten Zeitpläne und das klassische Vorgehen zunächst eine detaillierte Planung der Umsetzung zu machen, stellen das Management häufig vor große Herausforderungen. Dieser beinahe schon klassische Fehler zur Herangehensweise und Planung in agilem Vorgehen lässt sich recht einfach umgehen. Wie man das genau verhindern kann, wird ausführlich in unserem Blog-Artikel: “Schätzungen im Projektalltag” erläutert.
Meetings sind zu teuer
Sind wir ehrlich: Meetings können sehr zeitraubend, ziellos und vor allem teuer für Unternehmen sein. In Scrum gibt es einen festen Fahrplan, wann welche Events stattfinden. Der zeitliche Rahmen ist daher bereits von vornherein für die Beteiligten klar und mit ein wenig Übung und freundlichen Ermahnungen eines Scrum-Master oder Time Keepers klappt es dann auch meistens. Aber ist die gesamte Meeting-Zeit wirklich notwendig? Du ahnst die Antwort: Ja! Denn Menschen können nur dann erfolgreich zusammenarbeiten, wenn das Ziel, die abgeleiteten Aufgaben und entstehende Probleme kommunikativ gelöst werden. Sollte also beim nächsten Review der Gedanke aufkommen, dass es sich um Zeitverschwendung handelt, muss der Folgegedanke sein: “Wie kann ich mich einbringen, damit der Termin für alle erfolgreicher wird”. Das Weglassen von Scrum Events oder ein Fernbleiben von diesen ist keine Lösung für die entstandenen Probleme.
Scrum als festen Prozess ansehen
Mit Sicherheit würden Scrum-Neulinge erwarten, dass mit Scrum bereits alles Notwendige für die gemeinsame Teamarbeit definiert ist. Weit gefehlt! Wie in der Einleitung des Beitrags bereits beschrieben hat jedes Unternehmen, unter anderem historisch bedingt, unterschiedliche Vorgehensweisen etabliert. Scrum muss in diese Prozesse integriert werden und soll als methodische Unterstützung dienen. Dabei gilt es, die bestehenden Prozesse anzupassen, damit die attraktiven Vorteile dieser Vorgehensweise genutzt werden können.
Scrum nur HandsOn anwenden
“Wir haben Scrum eingeführt und wir haben auch die Rollen Scrum-Master und Product-Owner selbst definiert. Früher waren die beiden Mitarbeiter Teil des Teams, aber sie wollten etwas Neues versuchen”. Wunderbar! Denn die Mitarbeiter starten ihre Mission voller Neugier und Freude. In den besten Fällen wird das auch zum Erfolg führen können. Es besteht jedoch auch die Gefahr, dass dadurch wichtige Bestandteile von Scrum nicht vollständig oder fehlerhaft angewendet werden. Der Grund dafür ist bspw. fehlendes Wissen oder fehlende Erfahrung mit Scrum. Empfehlung: Externe Unterstützung holen durch Coaching oder zumindest zeitweise paralleler Zusammenarbeit durch Experten, die bereits genügend Erfahrung gesammelt haben. Solltest Du hierbei Unterstützung für Dein Unternehmen benötigen, darfst Du Dich selbstverständlich gerne an uns wenden. 😉
Fazit
Die Einführung von Scrum im Unternehmen ist eine große Herausforderung, die für Mitarbeiter und die Unternehmensprozesse individuell betrachtet werden muss. Nur wenn die Vorteile der agilen Arbeitsweise im Fokus stehen und verstanden wurden, können daraus alle notwendigen Anpassungen für das Unternehmen abgeleitet werden. Ein solcher Kulturwandel wird vorzugsweise durch erfahrene Experten begleitet. Einige der beschriebenen Herausforderungen können so entweder direkt gelöst werden oder treten unter Umständen dadurch gar nicht erst auf. Letzten Endes kann diese Transformation nur dann gelingen, wenn durch Ausprobieren und Adaptieren die Prozesse sukzessive an die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst werden.